Folge 3: Schlafend an deiner Seite

Rund 24 Jahre unseres Lebens verbringen wir schlafend. Und das tun wir spätestens ab dem Erwachsenenalter – bestenfalls – nicht allein. Gemeinsam in einem Bett zu liegen erfordert tiefes Vertrauen. Der Text dieser Folge geht vor allem auf dieses Vertrauensverhältnis während des Schlafens ein. Darüberhinaus erzählen Christian und Annemarie, wie sie am besten schlafen.

Schlafend an deiner Seite

Einvernehmlicher Sex ist eine Form des Vertrauens. Vertrauensvoll gibt man sich dem anderen hin. Man benutzt gern die Worte miteinander schlafen oder förmlicher auch Beischlaf. Es ist eine intime Form des Vertrauens, des Sich-Hingebens. Aber die Wörter erfassen auch das Wort Schlaf. Schlafen neben dem Menschen, den man liebt, ist bedingungsloses Vertrauen. Man vertraut sich dem anderen an, ohne die Möglichkeit zu entfliehen. Schlummert man tief und fest, hat man keine andere Wahl, als zu akzeptieren, dass man wehrlos ist.

Man muss darauf vertrauen, dass der andere nicht, während man selbst im Schlaf versunken ist, einfach abhaut. Man muss darauf vertrauen, dass der andere, während man selbst tief und fest schläft, keine mörderischen Absichten hat. Man muss darauf vertrauen, dass der andere nicht einfach, während man selbst im Traumland versunken ist, seine sexuellen Phantasien auslebt, ohne zu fragen.

Neben jemandem ruhig und fest schlafen zu können, ist wie ein Vertrauensbeweis. Ich vertraue mich dir an. Ich vertraue darauf, dass ich neben dir schlafen kann und du mein Vertrauen nicht – auf welche Art auch immer – missbrauchst. Ich vertraue darauf, dass ich am nächsten Morgen aufwache und du immer noch da bist. Ich vertraue darauf, dass auch du schläfst und wir gemeinsam aufwachen.

So wie manche Menschen schneller vertrauen können, so können manche auch besser und schneller einschlafen. Manchmal ist es schwierig an der Seite eines anderen Menschen einzuschlafen. Man kennt die Gewohnheiten nicht, man weiß nicht, ob der andere sich nachts viel hin und her wälzt. Man weiß nicht, ob der andere im Schlaf redet oder schnarcht. Manche Menschen können kuschelnd einschlafen, wieder andere brauchen eine gewisse körperliche Distanz.

Gewiss ist aber: Keiner schläft gut ein, wenn er Angst hat. Wer ängstlich ist, wird nicht gut schlafen können. Natürlich ist der Körper irgendwann so müde, dass einem die Kraft fehlt, wach zu bleiben. Man kann aus Angst sogar erwachen. Jeder, der schon mal Albträume hatte, kennt dieses beklemmende Gefühl, das einen umgibt. Die Schwere, die auf der Brust lastet, der flaue Magen, die stetig kreisenden Gedanken. Vielleicht sogar die tränennassen Wangen, wenn man aus Furcht oder Sorge geweint hat.

Der Mensch muss schlafen. Er kann nicht ohne Schlaf existieren. Und doch ist der Mensch gerade dann am verletzlichsten. Wehrlos und schutzlos ist er ausgeliefert. Es ist hinterhältig einen schlafenden Menschen anzugreifen. Es ist grausam jemandem keine Chance auf Gegenwehr zu lassen.

Wenn ich bei dir schlafen kann, wenn ich an deiner Seite einschlafen kann, dann sei gewiss, dass ich dir vertraue. Dann missbrauche mein Vertrauen nicht.

Wir sind Annemarie und Christian. Hauptberuflich seit vielen Jahren in der Medienbranche tätig, lässt uns unsere Leidenschaft, nämlich Bilder und gesprochene Worte, auch im Privaten kaum los. Und so entstand Mitte 2022 aus einer Idee am Mittagstisch dieser gemeinsame Podcast, der es mittlerweile sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus geschafft hat und regelmäßig z.B. auch in Dänemark, der Schweiz und Japan gehört wird.